Ein allerletzter offizieller Akt der Briten vollzog sich gestern
vor genau 25 Jahren: Am 15. Dezember 1994 verließen formal die finalen Truppenteile der
Britischen Streitkräfte Berlin.
In der damaligen Spandauer Alexander Barracks, die den Briten als letztes Hauptquartier diente, holten Wilfried Bode und Herbert Weber (links) von der Security-Einheit der British Residual Interest Organisation (BRIO), den letzten offiziellen „Union Jack“ ein und übergaben ihn an Lieutenant Colonel Brian Gunson (rechts).
Zur ehemaligen German Security Unit (GSU) bestand hierbei ein ganz besonderer Zusammenhang, denn bereits im Sommer 1994 wurde die BRIO Security aus Kräften der GSU aufgebaut. Als offizieller Tag des Abzugs der Alliierten gilt der 30. September 1994 - jener Tag, an dem schließlich auch die German Security Unit demobilisiert wurde. Aufgabe der BRIO war es, die letzten verbliebenen Aufgaben zu erledigen und insbesondere logistische Dinge abzuwickeln. Der Schutz der wenigen Objekte des britischen Militärs wurde für die letzten Wochen durch die BRIO Security gewährleistet, die in einer Stärke von 58 Mann agierte und in Alexander Barracks stationiert war. Der scheidende GSU-Chef Wolfgang Schiller brachte sich selbst als Leiter der Truppe ins Gespräch, wurde allerdings nicht berücksichtigt und trat schließlich mit Ablauf des Septembers in den Ruhestand.
Die BRIO Security, die sich zwar aus ehemaligen GSU-Angehörigen rekrutierte, die ihre alten Uniformen nun mit neuen Applikationen weiter trugen, war allerdings keine Nachfolgeeinheit der German Security Unit. Sie verfügte, im Gegensatz zur GSU, über keinen Wachpolizeistatus, zudem waren die Wachleute im Dienst unbewaffnet, weil der alliierte Sonderstatus bereits aufgehoben war.
Trotz allem wurden die uniformierten BRIO-Leute durch das verbliebene britische Kontingent auch weiterhin als GSU wahrgenommen. Und so galt es in Richtung der Deutschen als große Hommage, dass die Briten die einstigen GSU-Männer Herbert Weber (†47) und Wilfried Bode (†53) den letzten offiziellen „Union Jack“ einholen und dies nicht durch britische Soldaten erledigen ließen.
Unmittelbar nach diesem Akt erfolgte die öffentliche "Schlüsselübergabe" von Alexander Barracks an
einen Vertreter der Oberfinanzdirektion Berlin. Auch für die BRIO Security war nun das Ende gekommen. Nach nur
wenigen Wochen Aufstellungszeit war deren Mission, letztlich mit einer kurzen Übergabe des
Objekts an eine private Sicherheitsfirma, vollendet.
Einen Tag später, am 16. Dezember 1994, erging auch der behördliche Verwaltungsakt. Mit Unterschriftsleistung durch die Briten und die Leitung der Oberfinanzdirektion Berlin folgte die formal Endwidmung der Kaserne. Nach immerhin 125 Jahren wurde Alexander Barracks, die vormalige Schülerbergkaserne, als militärische Liegenschaft endgültig abgewickelt.
Zu diesen Ereignissen wird GSU HISTORY im Reiter der 1990er Jahre berichten.
"Die Einschläge kommen immer näher". Das war einer seiner Lieblingssätze. Für jemanden, der zu den wenigen noch lebenden Zeitzeugen der einstigen German Security Unit (GSU) gehörte, klang es ironisch und lustig zugleich.
Jetzt hat auch Heinz Radtke die Augen für immer geschlossen.
"Ich bin unendlich traurig und glücklich zugleich, diesen großartigen Mann kennengelernt und so lange mit ihm eng verbunden gewesen zu sein", sagt Projektleiter Carsten Schanz.
In Rostock geboren, wurde er als junger Lehrling eingezogen. Während des Stauffenbergs Attentat versah er zufällig seinen Dienst in der Wolfsschanze und konnte sich zu Fuß nach Berlin abestzen.
Als Chef des Hundezuges und vor allem als stellvertretender Einheitsführer machte sich Radtke einen Namen. 1952 trat er dem damaligen Watchmen´s Service der GSO bei, nur knapp zwei Jahre später war er Hundeführer und kurz danach als Nachfolger von Gerhard Jabs, Chef der Vierbeinertruppe. Diesen Posten füllte er bis zu seiner Pensionierung 1988 leidenschaftlich aus, auch nachdem er 1969 Vize-Chef der GSU wurde.
Mit ihm trat schließlich der letzte Offizier im Range eines Chief Superintendent in den Ruhestand. Dabei hätte er schon längst Major sein können, wenn er dem Ruf von Lieutenant Colonel Klaus Bartels gefolgt wäre, der ihm den Wechsel zum 6941st Guard Battalion angeboten hatte. Aber Radtke blieb und war sich des hohen Respekts der Truppe sicher. Kein anderer der Führungsriege war so anerkannt wie er.
GSU HISTORY war er als Ruheständler eng verbunden. Seine gesamtes persönliches GSU-Material hatte er bereits zu Lebzeiten übergeben und stand bei drei Interviews Rede und Antwort. Er beharrte darauf, dass seine Geschichte aber erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollen. Zu sehr hatte ihn schließlich die eine oder andere Erinnerung aufgewühlt.
Diesen Wunsch wird GSU HISTORY respektvoll umsetzen.
Gestern ist Heinz Radtke mit 97 Jahren gestorben. Er war der älteste und bedeutendste letzte Zeitzeuge der GSU.
Als Werner Nowka heute vor genau 30 Jahren einer schweren Erkrankung erlag, befand sich die German Security Unit (GSU) noch in einer Schockstarre, denn nur wenige Wochen zuvor hatten sich die Einheitsangehörigen von Jürgen Gensrich für immer verabschieden müssen.
Zur Person Nowka, der im Januar 1925 geboren wurde, ist leider wenig überliefert, zumeist ergeben sich die Erkenntnisse aus den Berichten der Zeitzeugen.
Fest steht, dass er schon in den 1950er Jahren in Brooke Barracks, einer Nachbarkaserne der GSU, als Angestellter in den dortigen Pferdeställen tätig war. Wie lange seine Dienstzeit dort andauerte und vor allem, wie er wo aufwuchs, ist nicht bekannt.
Allerdings bestand bereits sehr früh eine enge Verbindung zu GSU-Guards, u.a. zu Günter Falk und dessen Neffe Karl-Heinz. Wie letztlich das Interesse zum Wechsel zur GSU geweckt wurde, ist ebenfalls nicht überliefert.
In den 1960er Jahren war es aber soweit: Werner Nowka begann seine Laufbahn bei der damaligen German Service Unit. Im regulären Wachdienst war er etwa acht Jahre eingesetzt, ehe er durch den damaligen Dienststellenleiter in den Stab geholt wurde.
Dort verrichtete er seinen Dienst im Range eines Foreman, bevor er für mehrere Jahre als Head Foreman (dem späteren Senior Foreman) als Diensteinteiler eingesetzt wurde.
Als Nachfolger von Robert Rühe, übernahm Nowka gemeinsam mit Foreman Horst Schröpfer die Position des Ausbilders. Als solcher dürfte er den meisten der noch lebenden Zeitzeugenzeugen gut in Erinnerung sein.
Er war es schließlich auch, der das Thema Dienstsport bei der GSU wieder in den Mittelpunkt führte. So war er u.a. für die Abnahme des Deutschen Sportabzeichens berechtigt, was er somit auch regelmäßig bei den Guards umsetzte.
Seine Laufrunden, die er über Jahre täglich um den Sportplatz absolvierte, sind bis heute legendär.
Anfang der 1980er Jahre wurde Nowka zum Superintendent befördert, womit er die Ausbildertätigkeit aufgeben musste, um andere Aufgaben im Stab zu übernehmen. Um die Rekruten kümmerten sich fortan Karl-Heinz Sander und Jürgen Gensrich.
Der Kettenraucher, der seit vielen Jahren mit seiner Frau Margot verheiratet war, trat schließlich 1987 in den Ruhestand.
Heute vor 30 Jahren, am 21. Juli 1992, starb Nowka mit 67 Jahren in einem Berliner Krankenhaus. Er ruht neben seiner nachverstorbenen Frau in Berlin-Kreuzberg.
Die noch lebenden Verwandten haben sich leider entschieden, kein Gespräch über ihn führen zu wollen.