Unterstellt war Parrish Superintendent Ulrich Jäckel, der als „Supt ADMIN“, quasi als Verwaltungs-Chef wirkte. Das Personalbüro selbst, in dem sie eingesetzt war, wurde durch Assistant Superintendent Günter Kanitz geführt, ab 1976 durch Assistant Superintendent Rainer Kroneck, der sich aber vordergründig auf die Bewerberauswahl und die Einstellungsverfahren konzentrierte.
„Unter Günter Kanitz musste Frau Parrish nicht selten leiden“
resümiert Zeitzeuge Rainer Kroneck im Februar 2020. Und tatsächlich: Das Arbeitsverhältnis zwischen den beiden ist nicht immer leicht. Kanitz neigte manchmal zu schlechter Laune und war nicht selten cholerisch.
„Dennoch scheint es ein sehr ehrliches und respektvolles Miteinander gewesen zu sein“, sagt Roy Parrish. „Meine Mutter hat meistens nur Gutes über die GSU erzählt. Ich denke, die Leute vertrauten ihr und wussten, dass sie ihren Job gut machte und sie sich auf sie auch verlassen konnten“.
Ihre Aufgaben bei der German Service Unit waren durchaus umfangreich. So wurden ihr durch eine Tätigkeitszuweisung „mittelschwere Verwaltungstätigkeiten“ übertragen. Das Absetzen wichtiger Meldungen, das Erstellen von Tabellen sowie der gesamte Schriftverkehr der Bewerbungs- und Einstellungsverfahren, gehörten genauso zu ihrer Tätigkeit wie auch der interne Schriftverkehr in Personalangelegenheiten.
Zudem war sie bei der Erstellung streng vertraulicher Korrespondenz des Einheitsführers Wolfgang Schiller eingebunden und auch wichtige Versetzungsmaßnahmen oder sonstige Anträge der Einheitsangehörigen liefern über ihren Tisch.
Ihre Aufgaben kollidierten nicht selten mit den Diensteinteilern, denn Ursula Parrish, die von den meisten Freunden und Bekannten nur "Ulla" genannt wurde, war auch für die monatlichen Zeit- und Abwesenheitserfassungen zuständig. Darin begründet war vermutlich auch, dass selbst die „härtesten Guards“, wenn sie wichtige Anliegen hatten, nicht selten den Weg zu der stets ruhigen und souverän wirkenden Verwaltungsangestellten suchten. Parrish hatte immer einen Rat, half wo sie konnte und war Vermittlerin zwischen Dienststellenleitung und Wachpersonal.
Dass sie eine Frau war, nutzte ihr nicht selten. So hatte sie ihre Gabe, sich in einer militärischen Männerwelt durchzusetzen, auch oft mit ihrem Geschick verbinden können, unter einzelnen Männern zu vermitteln und klärende Gespräche führen zu können. Ihr Lebensmotto „Lass die Leute reden, sie reden über jeden“
nahm sie ernst und betrachtete jeden Einzelfall mit der notwendigen Ernsthaftigkeit.
„Frau Parrish war eine beeindruckende Frau – auch wenn sie oftmals zu britisch war“, erinnert sich Rainer Kroneck. „Das mag stimmen, auch wenn es doch kein Nachteil war“, fügt Roy Parrish dazu. „Ich glaube, dass das viel von ihrer Persönlichkeit ausgemacht hat. Die Erfahrungen in England haben geprägt, und so hatte sie auch niemals Berührungsängste mit dem britischen Gegenüber. Ein großer Vorteil für die GSU“, so der Sohn.