1920 führte das damalige Empire, das heutige Commonwealth of Nations, erstmals einen offiziellen Kriegstotengedenktag als nationalen Feiertag ein, den sogenannten Remembrance Day, der somit unserem Volkstrauertag ähnelt. Dieser Tag, der auch als Poppy Day oder als Armistice Day (Waffenstillstandstag) bezeichnet wird, war ursprünglich nur für das Andenken der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht. Seit jenem Jahr ist dieser Tag in den Commonwealth-Staaten, aber auch in Frankreich und in Belgien, auf den 11. November festgelegt.
Inspiriert durch das Gedicht wurden ab 1920 die ersten Papiermohnblumen ausgegeben, um ehemalige Soldaten finanziell zu unterstützen. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten. Neben den Poppies werden inzwischen auch Holzkreuze mit dem Mohnblumensymbol sowie Kränze angeboten, die im Londoner Stadtteil Richmond hergestellt werden. In der Poppy
Factory
sind vornehmlich Veteranen und Versehrte tätig, die jährlich etwa 36 Millionen Stück der wohl berühmtesten Kunstblume der Welt produzieren. Eigens für den schottischen Bedarf gibt es in Edinburgh ebenfalls ein Unternehmen, das Poppies herstellt.
Kaum noch bekannt ist allerdings der Umstand, dass die Mohnblume tatsächlich erstmals 1920 durch die American Legion, einer US-Veteranenorganisation, verwendet und das Symbol erst danach durch das britische Empire übernommen wurde. Das Tragen der Poppies ist heute vor allem in Großbritannien und einigen anderen Commonwealth-Staaten weit verbreitet und inzwischen zu einem festen Brauch geworden.
Mit Monatsbeginn werden jeden November durch die Royal British Legion im Rahmen ihres Poppy Appeals unzählige Mohnblumenanstecker gegen Spenden abgegeben. Die Gewinne fließen noch immer bedürftigen Veteranen zu. Das offene Tragen der Poppies ist auch in der Bevölkerung weit verbreitet und selbst die Königsfamilie steht dem nichts nach.
Die offiziellen Veranstaltungen werden traditionell am Remembrance Sunday, dem zum 11. November nächstgelegenen Sonntag, ausgerichtet. An diesem Tag legt auch Königin Elisabeth II, begleitet vom Premierminister und ranghohen Offizieren, am Kenotaph in London-Whitehall einen Mohnblumen-Kranz am Denkmal nieder, das inzwischen an alle Opfer der Kriege seit 1914 erinnert. Mit dem 11:00 Uhr-Schlag des Big Ben, legen dann auch die anwesenden Gäste ihre Gestecke ab. Am Remembrance Day selbst, hüllt sich das ganze Land um 11:00 Uhr in zwei Gedenkminuten. Zudem werden öffentliche Gebäude angestrahlt.
An den weltweit durchgeführten Gedenkveranstaltungen nehmen auch immer Kriegsveteranen teil. Seit dem Tod der Zeitzeugin Florence Green, die im Februar 2012 im Alter von 110 Jahren starb, gibt es keinen britischen Veteranen des Ersten Weltkrieges mehr. Green hatte zuvor stets an der Zeremonie in Whitehall teilgenommen.
Eine Besonderheit bildet der Umstand, dass in Gebieten außerhalb der Commonwealth-Staaten, die Ausrichtung des Remembrance Sunday durch die Botschaften des Commonwealths in einer festgelegten Reihenfolge ausgerichtet werden.
In Berlin erfolgt die zentrale Veranstaltung zum Remembrance Sunday auf dem Gelände des britischen Militärfriedhofs an der Heerstraße in Berlin-Westend. Hierbei legen Repräsentanten der Botschaften und Truppen des Commonwealths, die Bundeswehr, die Bezirksämter Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die Royal British Legion und die Berlin British School als offizielle Teilnehmer Gestecke und Kränze ab.
2024 findet der Remembrance Sunday am 10. November statt, welcher dann durch die Botschaft Australiens ausgerichtet wird.