Es betrifft die Zeit der German Security Unit vor deren Eingliederung in die Royal Military Police: Ein seit Jahren publizierter Irrtum wurde nunmehr durch eine intensive Recherche von GSU HISTORY aufgedeckt und widerlegt. Die durch andere Organisationen dargestellte Unterstellungsform der ehemaligen German Security Unit (GSU) zwischen 1950 und 1982 ist falsch und muss korrigiert werden.
Bislang wurde davon ausgegangen, dass die Einheit als Independent Unit und Bestandteil der britischen Berlin-Brigade bis 1982 wechselnden Regimentern zugeordnet war. Grund hierfür war das Organisationstablot der GSU, das seit 1950 die Offiziere Steel (1950-1953), Collard (1953-1955), Gray (1955-1958), Sanders (1958-1961), Rushbrooke (1961-1964), Ratmons (1964-1967), Cain (1967-1970), Simpson (1970-1973), Nickson (1973-1977), Grace (1977-1980), Barrett (1980-1981) und Rodick (1981-1982) als „Commanding Officer“ aufwies – inklusive deren Stammregimenter.
Im Rahmen der Recherche kamen nunmehr Zweifel an der Stellung der Offiziere als Regimentskommandeure auf, da diese überwiegend den Rang eines Majors, in einem Fall sogar den eines Captains innehatten, was Fragen aufrief, da ein Regiment zu Friedenszeiten grundsätzlich von einem Lieutenant Colonel kommandiert wird. Zudem waren Bataillone oder andere Organisationseinheiten der betreffenden Regimenter, zu den benannten Zeiträumen überhaupt nicht in Berlin stationiert.
In einer gemeinsamen Aktion von GSU HISTORY, dem Army Headquarter des britischen Verteidigungsministeriums, dem National Army Museum, eines früheren Stabschefs der Berliner Brigade, dem Historiker und Ex-Oberst Friedrich Jeschonnek sowie dem ehemaligen Warrant Officer und Zeitzeugen Maurice Kent, wurden verschiedene Erkenntnisse und historische Unterlagen zusammengeführt.
Jetzt steht fest, dass die GSU zwischen 1950 und 1982 überhaupt keinem Regiment nachgeordnet war und somit auch keinen Regimentskommandeur hatte. Vielmehr stellte sich heraus, dass die Einheit seit ihrer Mobilisierung im Dezember 1950 der Verwaltungsstabsstelle BGAU der Berliner Brigade nachgeordnet war.
Der British Garrison Admin Unit unterstanden elementare Stellen der Brigade, darunter auch die „Verbindungsoffiziere“ bei der GSU, welche als British Supervisory Element (BSE) faktisch aber gar keine klassischen Liaison Officer waren, sondern vielmehr als Entsandte, die Interessen des Britischen Militärs bei der deutschen Einheit zu vertreten hatten.
Dass es sich bei den vorgenannten britischen Offizieren aber tatsächlich um die „Commanding Officer“ der GSU handelte, ist bestätigt, da sie deren Leitung innehatten. Im Übrigen wurden alle Angehörigen der BGAU im Rahmen ihrer Laufbahn auf einen dortigen „Posten in herausragender Stellung“ versetzt und in der Regel nach drei Jahren ausgetauscht. Sie wirkten somit außerhalb ihres eigenen Korps. Wie bei den Briten nicht unüblich, wurde der jeweilige „CO“ in einer „gemischten Einheit“ mit dem Rang und seinem Stammregiment benannt, weshalb der Irrtum entstand, die GSU wäre somit auch diesem Regiment nachgeordnet gewesen – was aber tatsächlich nicht der Fall war.
Die Berlin Infantry Brigade, die im Laufe ihrer Aufstellungszeit aufgrund internationaler Strukturanpassungen verschiedene Bezeichnungen führte, war eine solche „gemischte Einheit“, da deren Zusammenstellung bereits durch Beschlüsse der Jalta-Konferenz grundsätzlich vorgegeben war.
Das Unterstellungsverhältnis der GSU bei der British Garrison Admin Unit endete 1982, nachdem die Führung der BGAU selbst vorgeschlagen hatte, die Einheit künftig in die Royal Military Police (RMP) einzugliedern, die damals ihr zweites Regiment reaktivierte. Bereits im März 1981 stimmte das Hauptquartier der Britischen Rheinarmee der Maßnahme zu. Somit erhielt die Einheit mit dem Wechsel zur Militärpolizei tatsächlich erst im April 1982 mit Lieutenant Colonel Peter Williams ihren ersten Regimentskommandeur.
Ein Automatismus, der zum „Status Militärpolizei“ für GSU-Guards führte, war daraus aber nicht abzuleiten. Bisherige Erkenntnisse lassen, basierend auf Synergieeffekte und Effizienz, lediglich eine Zweckmäßigkeit des neuen Unterstellungsverhältnisses erkennen, da die Royal Military Police zu den wenigen Formationen der Berliner Brigade gehörte, die neben den wechselnden Infanterieverbänden, eine ständige Präsenz aufwies.
GSU HISTORY erarbeitet zurzeit die 1950er Jahre und ergänzt zudem Ereignisse aus den 1940er Jahren. Der Reiter der Dienstvorgesetzten auf Regimentsebene ist wegen der bisher offenen Recherche noch nicht online, wird aber demnächst eine genaue Darstellung aufzeigen.
Korrekturen wird es auch in der Darstellung der Brigadekommandeure geben müssen, da inzwischen bekannt wurde, dass der offizielle Status der Brigade erst wesentlich später in Kraft trat, als bisher angenommen wurde. Eine wesentliche Zuarbeit leisteten hierbei der frühere Stadtkommandant Sir Robert Corbett sowie der Historiker Friedrich Jeschonnek.
GSU HISTORY wird zeitnah, unter Einbeziehung neuer Zeitzeugen, einen Reiter über Informationen zur Berliner Brigade, einschließlich der British Garrison Admin Unit, und auch zu den ehemaligen BSE online stellen, deren Status ebenfalls neu zu bewerten ist und aus diesem Grund bislang nicht auf der Website des Zeitzeugen-Projekts zur Verfügung stand.
Im Vordergrund soll und muss auch weiterhin die historische, aber vor allem eine realistische Darstellung der Geschichte der German Security Unit stehen.
"Die Einschläge kommen immer näher". Das war einer seiner Lieblingssätze. Für jemanden, der zu den wenigen noch lebenden Zeitzeugen der einstigen German Security Unit (GSU) gehörte, klang es ironisch und lustig zugleich.
Jetzt hat auch Heinz Radtke die Augen für immer geschlossen.
"Ich bin unendlich traurig und glücklich zugleich, diesen großartigen Mann kennengelernt und so lange mit ihm eng verbunden gewesen zu sein", sagt Projektleiter Carsten Schanz.
In Rostock geboren, wurde er als junger Lehrling eingezogen. Während des Stauffenbergs Attentat versah er zufällig seinen Dienst in der Wolfsschanze und konnte sich zu Fuß nach Berlin abestzen.
Als Chef des Hundezuges und vor allem als stellvertretender Einheitsführer machte sich Radtke einen Namen. 1952 trat er dem damaligen Watchmen´s Service der GSO bei, nur knapp zwei Jahre später war er Hundeführer und kurz danach als Nachfolger von Gerhard Jabs, Chef der Vierbeinertruppe. Diesen Posten füllte er bis zu seiner Pensionierung 1988 leidenschaftlich aus, auch nachdem er 1969 Vize-Chef der GSU wurde.
Mit ihm trat schließlich der letzte Offizier im Range eines Chief Superintendent in den Ruhestand. Dabei hätte er schon längst Major sein können, wenn er dem Ruf von Lieutenant Colonel Klaus Bartels gefolgt wäre, der ihm den Wechsel zum 6941st Guard Battalion angeboten hatte. Aber Radtke blieb und war sich des hohen Respekts der Truppe sicher. Kein anderer der Führungsriege war so anerkannt wie er.
GSU HISTORY war er als Ruheständler eng verbunden. Seine gesamtes persönliches GSU-Material hatte er bereits zu Lebzeiten übergeben und stand bei drei Interviews Rede und Antwort. Er beharrte darauf, dass seine Geschichte aber erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollen. Zu sehr hatte ihn schließlich die eine oder andere Erinnerung aufgewühlt.
Diesen Wunsch wird GSU HISTORY respektvoll umsetzen.
Gestern ist Heinz Radtke mit 97 Jahren gestorben. Er war der älteste und bedeutendste letzte Zeitzeuge der GSU.
Als Werner Nowka heute vor genau 30 Jahren einer schweren Erkrankung erlag, befand sich die German Security Unit (GSU) noch in einer Schockstarre, denn nur wenige Wochen zuvor hatten sich die Einheitsangehörigen von Jürgen Gensrich für immer verabschieden müssen.
Zur Person Nowka, der im Januar 1925 geboren wurde, ist leider wenig überliefert, zumeist ergeben sich die Erkenntnisse aus den Berichten der Zeitzeugen.
Fest steht, dass er schon in den 1950er Jahren in Brooke Barracks, einer Nachbarkaserne der GSU, als Angestellter in den dortigen Pferdeställen tätig war. Wie lange seine Dienstzeit dort andauerte und vor allem, wie er wo aufwuchs, ist nicht bekannt.
Allerdings bestand bereits sehr früh eine enge Verbindung zu GSU-Guards, u.a. zu Günter Falk und dessen Neffe Karl-Heinz. Wie letztlich das Interesse zum Wechsel zur GSU geweckt wurde, ist ebenfalls nicht überliefert.
In den 1960er Jahren war es aber soweit: Werner Nowka begann seine Laufbahn bei der damaligen German Service Unit. Im regulären Wachdienst war er etwa acht Jahre eingesetzt, ehe er durch den damaligen Dienststellenleiter in den Stab geholt wurde.
Dort verrichtete er seinen Dienst im Range eines Foreman, bevor er für mehrere Jahre als Head Foreman (dem späteren Senior Foreman) als Diensteinteiler eingesetzt wurde.
Als Nachfolger von Robert Rühe, übernahm Nowka gemeinsam mit Foreman Horst Schröpfer die Position des Ausbilders. Als solcher dürfte er den meisten der noch lebenden Zeitzeugenzeugen gut in Erinnerung sein.
Er war es schließlich auch, der das Thema Dienstsport bei der GSU wieder in den Mittelpunkt führte. So war er u.a. für die Abnahme des Deutschen Sportabzeichens berechtigt, was er somit auch regelmäßig bei den Guards umsetzte.
Seine Laufrunden, die er über Jahre täglich um den Sportplatz absolvierte, sind bis heute legendär.
Anfang der 1980er Jahre wurde Nowka zum Superintendent befördert, womit er die Ausbildertätigkeit aufgeben musste, um andere Aufgaben im Stab zu übernehmen. Um die Rekruten kümmerten sich fortan Karl-Heinz Sander und Jürgen Gensrich.
Der Kettenraucher, der seit vielen Jahren mit seiner Frau Margot verheiratet war, trat schließlich 1987 in den Ruhestand.
Heute vor 30 Jahren, am 21. Juli 1992, starb Nowka mit 67 Jahren in einem Berliner Krankenhaus. Er ruht neben seiner nachverstorbenen Frau in Berlin-Kreuzberg.
Die noch lebenden Verwandten haben sich leider entschieden, kein Gespräch über ihn führen zu wollen.